Wichtig für Wohn- und Lebensqualität
Am Dienstag hat die Stadtregierung ihre Abstimmungsvorlage zur Ausdehnung des Baumschutzes auf ganz St.Gallen vorgestellt und auch gegen Kritik von bürgerlichen Interessenverbänden und Parteien vereidigt. Bäume seien nicht nur prägende Gestaltungselemente, sie trügen auch zur guten Luftqualität bei, seien wichtige Elemente für die Biodiversität, spendeten im Sommer grossflächig Schatten und produzierten kühle Luft, sagte Stadtrat Markus Buschor. Als «Klimaanlagen der Stadt» seien grosse Bäume entscheidend für die Erhaltung der Wohn- und Lebensqualität in der Stadt.

Grosse Bäume sind im dichten Siedlungsgebiet das beste Mittel gegen die Klimaerwärmung. Bild: PD
Die Stadt St.Gallen kennt seit rund 50 Jahren «Gebiete mit schutzwürdigen Grünflächen mit Baumbestand», in denen das Fällen von Bäumen einer behördlichen Bewilligung bedarf. Nachdem sich der Baumschutz und das Verfahren für Fällgesuche in diesen Gebieten bewährt haben, soll das Konzept auf den Rest der Baugebiete der Stadt ausgedehnt werden. Die Vorschriften zum Baumschutz bleiben unverändert. Bäume, die einen Meter über Boden einen Stammumfang von 80 Zentimeter aufweisen, dürfen nur mit Bewilligung gefällt werden. Für gefällte Bäume können zudem Ersatzpflanzungen verfügt werden.
Bauen bleibt weiter möglich
Der Baumschutz à la Saint-Gall ist nicht absolut. Die Vorschriften sind gemäss Stadtrat Markus Buschor im Gegenteil so ausgestaltet, dass ein Bauvorhaben im Grundsatz nicht durch einen Baum verhindert werden kann. Einen vollständigen Schutz geniessen in der Stadt St.Gallen nur Bäume, die im sogenannten Bauminventar erfasst sind. Diese knapp 200 besonders schützenswerten Bäume sind von der Abstimmungsvorlage nicht betroffen. Die Vorlage geht auf eine Resolution des Naturschutzvereins Stadt St.Gallen (NVS) mit Forderungen zum Baumschutz sowie eine überparteiliche Interpellation für mehr Baumschutz im Stadtparlament zurück.
Eingeführt wurden die Baumschutzgbiete in den 1970er-Jahren vor allem mit Hinweis darauf, dass innerstädtische Grünflächen und Baumbestände eine nicht zu unterschätzende Bereicherung des Stadtbildes bedeuten. In neuerer Zeit sind weitere Gründe für den verbesserten Schutz von Bäumen dazu gekommen: Bäume sind nicht nur prägende Gestaltungselemente, sie tragen auch zu einer guten Luftqualität bei, sind wichtige Elemente für die Biodiversität, spenden im Sommer grossflächig Schatten und produzieren kühle Luft. Damit werden sie in den zunehmenden Hitzephasen zu einem zentralen Element für eine erfolgreiche Anpassung an die Folgen der Klimakrise.
Bäume helfen, den Klimawandel abzufedern
Vor den lokalen Medienschaffenden hob Stadtrat Markus Buschor die wichtigen und vielseitigen Funktionen von Bäumen im Stadtraum hervor. Er betonte auch die zunehmende Wichtigkeit der Bäume angesichts des Klimawandels. Gleichzeitig hielt er fest, dass «ein Gleichgewicht zwischen der baulichen Entwicklung, der gewünschten Innenverdichtung, der Wahrung der Eigentumsfreiheit und eines wirksamen Baumschutzes notwendig ist».
Die heute geltenden Baumschutzgebiete seien aus fachlicher Sicht schwer nachvollziehbar, zudem gebe es darin grosse Lücken. Daher habe der Stadtrat dem Parlament beantragt, die Bewilligungspflicht für das Fällen grosser Bäume auf das gesamte Baugebiet der Stadt St.Gallen auszudehnen.
Das 63-köpfige Stadtparlament hat der für die Ausdehnung des Baumschutzes nötigen Zonenplanänderung am 24. Mai 2022 mit 38 Ja gegen acht Nein bei drei Enthaltungen sehr klar zugestimmt. Im Anschluss daran unterstellten 21 Mitglieder des Stadtparlaments von FDP, SVP, Mitte und EVP den Baumschutz-Beschluss dem Ratsreferendum. Darum hat dazu das städtische Stimmvolk am 12. März 2023 das letzte Wort. (sk/vre)