Die St.Galler Stimmberechtigten haben am Sonntag die Ausdehnung des Baumschutzes aufs ganze Stadtgebiet mit einem Ja-Stimmenanteil von 66,1 Prozent überaus deutlich gutgeheissen. Das Abstimmungskomitee, das sich für dieses Resultat eingesetzt hat, ist glücklich und erleichtert über dieses Resultat. Es ist ein Zeichen dafür, dass eine deutliche Mehrheit der Stadtsanktgallerinnen und Stadtsanktgaller weiterhin hinter der Klimapolitik und den Klimazielen des Stadtrates steht, aber auch die Bemühungen zum Erhalt der Biodiversität ernst nimmt.

St.Gallerinnen und St.Galler stehen zu ihren Bäumen
Erfreut ist das Abstimmungskomitee «Baumschutz Ja» über das sehr klare Resultat insbesondere auch, weil es trotz einer sehr intensiven Gegenkampagne zustande gekommen ist. Der Versuch von Gegnerinnen und Gegnern, den Baumschutz mit übertriebenen und teils auch falschen Behauptungen schlecht zu reden, ist mit dem Abstimmungsresultat vom Sonntag gescheitert. Eine Mehrheit von Städterinnen und Städtern steht zu ihren grossen Bäumen und begrüsst offensichtlich deren Erhalt als Massnahme, um die Wohn- und Lebensqualität überall in der Stadt trotz der Klimakrise zu bewahren.
Von der Gegenseite erwartet das Abstimmungskomitee «Baumschutz Ja», dass sie das klare Votum der Stimmberechtigten akzeptiert und sich daran hält. Jetzt aus Trotz oder Profitüberlegungen grosse Bäume auf Vorrat zu fällen, wäre der falsche Weg. Verbände und Parteien, die das Ja-Komitee unterstützen, werden die Situation diesbezüglich im Auge behalten. Dass die Nein-Seite unter Führung des Hauseigentümerverbandes diese Möglichkeit im Abstimmungskampf als versteckte Drohung überhaupt erst ins Spiel gebracht hat, wertet das Ja-Komitees aus demokratischer Sicht als bedenklich.
Folgen der Klimakrise abfedern
Vom deutlichen Resultat für mehr Baumschutz erhofft sich das Pro-Komitee eine Trendwende. Zu viele grosse Bäume sind im vergangenen Jahrzehnt in der Stadt St.Gallen unüberlegt Bauprojekten zum Opfer gefallen. Das Ja-Komitee erwartet von Bauverantwortlichen, Immobilienverwaltungen wie Behörden, dass sie sich dieses Problems bewusst werden und sich bemühen, möglichst viele grosse Bäume zu erhalten. Diese sind nämlich angesichts der Klimakrise das effizienteste Mittel zur Verhinderung von Hitzeinseln im Siedlungsgebiet sowie zum Schutz der Wohn- und Lebensqualität in dicht bebauten Gebieten.
Mit der Ausdehnung des Baumschutzes auf die ganze Stadt St.Gallen lässt sich der Klimawandel natürlich nicht stoppen, damit lassen sich aber immerhin Folgen der Klimakrise auf die Stadt abfedern. Um die Klimaherausforderung endgültig zu meistern, werden weitere Massnahmen nötig sein. Auch in der Stadt St.Gallen. Ihre Talsohle mit 60 Prozent der Bevölkerung ist heute nämlich zu 92 Prozent versiegelt, das Grün ist hier spärlich und der Anteil des bebauten Gebietes, das von Baumkronen beschattet wird, ist mit 14,4 Prozent weit von den 30 Prozent entfernt, das andere grosse Schweizer Städte als Ziel anstreben. Diese und weitere Probleme wird die Stadtpolitik in den nächsten Jahren mit der Totalrevision von Bauordnung und Zonenplan angehen müssen. Erste Entscheide werden bei der bevorstehenden Teilrevision des Richtplans fallen. Die Ausgangslage, um dabei Verbesserungen fürs städtische Grün zu erreichen, ist nach dem deutlichen Ja für mehr Baumschutz vom Sonntag gut.
Breit abgestütztes Ja-Komitee
Die Baumschutzvorlage wurde schon vom Stadtparlament im Frühsommer 2022 mit sehr klarer Mehrheit angenommen. FDP, SVP und Teile der Mitte/EVP-Fraktion erzwangen mit dem Minimum der dafür nötigen 21 Stimmen das Ratsreferendum und damit die Abstimmung vom Sonntag. Für die Vorlage setzte sich neben dem Stadtrat ein breit abgestütztes Ja-Komitee ein. Ihm gehörten an der Naturschutzverein Stadt St.Gallen und Umgebung (NVS), die Birdlife-Sektion St.Gallen-Bodensee, der Klimastreik St.Gallen, der WWF St.Gallen, Pro Natura St.Gallen-Appenzell, der VCS St.Gallen-Appenzell sowie der Mieterinnen- und Mieterverband Ostschweiz (MVO). Das Ja-Komitee unterstützten zudem die Stadtparteien von SP und Juso, Grünen und Jungen Grünen, Grünliberalen und Jungen Grünliberalen sowie die Politische Frauengruppe (PFG).