Bäume brauchen unseren Schutz
In der Stadt St.Gallen gibt die öffentliche Hand ihren rund 10’000 Bäumen viel Sorge. Grundsätzlich werden solche, die aus Sicherheits-, Gesundheits- oder Altersgründen gefällt werden müssen, durch Neupflanzungen an gleicher Stelle ersetzt. Zudem werden systematisch zusätzliche Bäume gepflanzt, wo dies möglich ist.

Die gleiche Sorgfalt fehlt zu oft bei grossen Bäumen auf Privatgrundstücken. Hier hakt der Baumschutz ein: Er legt fest, dass es für Bäume, die einen Meter über Boden 80 Zentimeter Umfang haben, eine Fällbewilligung braucht. Der Baumschutz ist dabei nicht absolut: Es dürfen weiterhin Bäume gefällt werden, die Bauprojekten im Wege stehen. Ein Blick in Gebiete, in denen der Baumschutz schon gilt, bestätigt dies auf den ersten Blick.
In St.Gallen wurden in den vergangenen Jahrzehnten aber zu viele private Bäume unnötig geopfert. Dies etwa, weil ihnen bei Bauprojekten zu wenig Beachtung geschenkt wurden. Andere grosse Bäume wurden ohne Not aus bestehenden Wohnüberbauungen entfernt. Der Baumbestand in der Stadt hat dadurch in den vergangenen Jahrzehnten deutlich abgenommen.
Wenn die Stadt trotz zunehmenden Hitzesommern und Urban Heating lebenswert bleiben soll, braucht es ganz offensichtlich Leitplanken. 2021 waren nach Angaben von Stadtgrün nur noch 14,4 Prozent des bebauten Gebiets von St.Gallen von Baumkronen beschattet (private und öffentliche Fläche). Angesichts reger Bautätigkeit ohne Baumschutz droht dieser Anteil in den nächsten Jahren noch weiter abzunehmen.
Auch andere Schweizer Städte beschäftigen sich mit ihrem Baumbestand. Grössere und gleich grosse Städte wie St.Gallen kennen teils erheblich schärfere Baumschutzvorschriften. Ihre bauliche Entwicklung ist deswegen nicht ins Stocken geraten. Andere Städte sind auch aktiv daran, die Zahl der grossen Bäume zu vergrössern: In Zürich werden derzeit 17, in Lausanne 20 Prozent der bebauten Fläche durch Bäume beschattet. Zürich will bis 2050 eine Abdeckung von 25, Lausanne bis 2040 eine solche von 30 Prozent erreichen.