Bäume schützen und Lebensqualität in der Stadt erhalten
Am 12. März 2023 entscheiden die Stimmberechtigten der Stadt St.Gallen über die Ausdehnung des Baumschutzes aufs ganze Stadtgebiet. Für die Vorlage von Stadtparlament und Stadtrat setzt sich ein in Verbänden und Stadtparteien breit abgestütztes Ja-Komitee ein. Es hat am Dienstagvormittag seine Abstimmungskampagne gestartet.

Das Ja-Plakat zur Baumschutzabstimmung in einem Fenster im Lachen-Quartier.
Die Botschaft des Komitees «Baumschutz Ja» ist klar: Grosse Bäume sind ein wichtiges und effizientes Mittel, um die Stadt angesichts der Klimakrise sowie zunehmender Hitzewellen lebenswert zu erhalten. In den vergangenen Jahren sind aber viele dieser Bäume Neubauten oder «Pflegemassnahmen» zum Opfer gefallen. Um diesen Trend zu stoppen sowie die Durchgrünung der Stadt zu erhalten und zu verbessern, muss der Baumschutz vom heutigen Flickenteppich einzelner Schutzgebiete auf die ganze Stadt ausgeweitet werden.
Grosse Bäume sind ein Standortfaktor für die Wohnstadt St.Gallen
Christian Huber, Komiteepräsident und grüner Stadtparlamentarier, erläuterte vor den Medien, um was es bei der Baumschutzabstimmung vom 12. März geht. Mit einem Volks-Ja könnte der heutige Flickenteppich in diesem Bereich behoben und könnten grosse Bäume auf dem ganzen Stadtgebiet geschützt werden. Das sei nötig, um die Lebensqualität in den dicht bebauten Quartieren der Stadt trotz Klimakrise zu bewahren. Die Wohn- und Lebensqualität sei ein wichtiger Standortfaktor für die Wohnstadt St.Gallen.
In den kommenden Wochen will das Ja-Komitee bei den Stimmberechtigten der Stadt St.Gallen für den Baumschutz werben. Dies soll mit Flugblättern an alle Haushaltungen und mit einer Plakataktion geschehen. Bereits online ist der Internetauftritt www.baumschutz-ja.ch des Komitees. Darin finden sich nicht nur Argumente für das Ja am 12. März, es gibt auch Neuigkeiten, allgemeine Informationen, Kennzahlen und Termine rund um Stadtbäume und den Baumschutz.
Zu viele Bäume verschwinden, ohne dass das überhaupt nötig wäre
Als Vertreterin der Natur- und Umweltverbände erläuterte GLP-Stadtparlamentarierin Magdalena Fässler unter anderem den ökologischen Wert grosser Bäume. Sie seien wichtig für die Biodiversität. Sie seien nämlich Lebensraum für viele andere Arten. Die Bandbreite reicht von Moosen und Pilzen über Vögel bis hin zu Kleinsäugern wie Eichhörnchen. Bäume brauchten mehr Schutz, auch auf Privatgrundstücken, hielt Magdalena Fässer weiter fest. Es gebe heute zu viele Baumfällungen, die bei vorausschauender Planung und Rücksichtnahme auf alte Bäume gar nicht nötig wären.
Wenn wir darauf verzichteten, grosse Bäume im ganzen Stadtgebiet zu schützen, werde uns die Klimakrise ganz sicher teuer zu stehen kommen, relativierte Magdalena Fässler Befürchtungen von Gegnerinnen und Gegnern des Baumschutzes. «Handeln wir nicht, werden sich unsere Nachkommen mit viel mehr Bürokratie herumschlagen müssen als nur dem Baumschutz.» Dies, weil sie dann die Folgen unseres Nichtstuns zu bezahlen hätten.

Warben vor den lokalen Medien für ein Ja zur Ausdehnung des Baumschutzes in St.Gallen (von rechts nach links): Christian Huber (Grüne), Magdalena Fässler (Naturverbände, GLP), Annette Eugster (Klimakollektiv) und Chompel Balok (SP)
Gegen Urban Heating: Bäume helfen, Hitzeinseln in der Stadt zu vermeiden
Ein Ja zur Ausdehnung des Baumschutzes am 12. März sei ein wichtiger erster Schritt zur Bewältigung der Klimakrise, sagte vor den lokalen Medienvertreterinnen und Medienvertretern Annette Eugster vom Klimastreikkollektiv St.Gallen. Bäume seien in der Stadt wichtig, um dem Phänomen des Urban Heating die Spitze zu brechen. Grosse Bäume seien das effizienteste Mittel, um die Lebens- und Wohnqualität trotz zunehmender Hitzewellen zu erhalten.
Der Baumschutz werde die Klimakrise nicht abwenden können. Viele weitere Massnahmen müssten dafür noch folgen. Dazu zähle zum Beispiel das Netto-Null-Ziel 2030 beim CO2-Ausstoss. Wirtschaftliche Aspekte dürften bei der Bewältigung der Klimakrise nicht über das soziale Fragen gestellt werden, forderte Annette Eugster dezidiert. Es müsse gelten: «Menschenleben über dem Profit!»
Gegnerschaft operiert mit Scheinargumenten
Gegnerinnen und Gegner der Baumschutzvorlage müssten ihre Argumente richtiggehend zusammenkratzen, stellte SP-Stadtparlamentarier Chompel Balok an der Medienkonferenz fest. Wenn behauptet werde, Baumschutz führe zu mehr Bürokratie und Zusatzkosten, werde mit reinen Schlagworten operiert. Die Stadt selber gehe im Abstimmungsbüchlein bereits davon aus, dass beides nicht der Fall sein werde.
Bei Bauprojekten beispielsweise könne ein Baumfällgesuch zusammen mit allen anderen Unterlagen eingereicht und beurteilt werden. Für den Gesuchsteller läuft das gemäss Chompel Balok auf ein einziges, einfaches Formular mehr hinaus, das er ausfüllen müsse. Und der minimale Zusatzaufwand, der sich allenfalls für Private ergebe, die grosse Bäume fällen wollten, sei durch das grosse öffentliche Interesse am Erhalt solcher Bäume gerechtfertigt.